Sie wurden bestohlen. In der Fußgängerzone. Ohne etwas zu merken. Und der Dieb musste Sie nicht einmal berühren. NFC macht’s möglich. Noch nie gehört? NFC ist die Technologie hinter dem sogenannten kontaktlosen Bezahlen. Mittlerweile verfügen die meisten Giro-, EC und Kreditkarten der neuen Generation über diese Funktion. Mit ihr können Kunden ohne die Eingabe eines PINs (zumindest bei Kleinstbeträgen) nur per Auflegen der Karte zahlen. Aber obwohl Anbieter und Banken sie als extrem sicher anpreisen, ist das kontaktlose Zahlen ein Einfallstor für Kriminelle. Zumindest laut einer aktuellen SWR-Reportage aus der Reihe „Vorsicht Verbrechen“. In der geht ein Showdieb für die Öffentlich-Rechtlichen mithilfe eines NFC-Lesegeräts auf Tour durch die Mainzer Innenstadt. Und erbeutet so scheinbar kinderleicht hunderte Euro. Hier die gesamte Reportage.

Das sagt der Experte

„Ein weit verbreitetes Sicherheitsrisiko“, so die Macher der SWR-Reportage über NFC. Aber müssen sich Verbraucher wirklich vor NFC fürchten? Oder bauscht der Bericht das Problem auf? Dazu haben wir den IT-Experten Lothar von Kornatzki befragt. Interessant: Aus seiner Sicht ist der „Diebstahl via kontaktlosem Bezahlen eher ein theoretisches Risiko und tritt in der Praxis so gut wie nicht auf.“ Das hat mehrere Gründe. Denn zum „einen muss der Datendieb über ein registriertes NFC Bezahlterminal verfügen, das dieser vom Zahlungsdienstleister nur nach Überprüfung und Nachweis der Zuverlässigkeit erhält,“ so der IT-Fachmann. Das macht die Zahlungsströme nachvollziehbar. „Außerdem haftet der Zahlungsdienstleister gegenüber den Kreditkartenunternehmen im Fall von Missbrauch, wenn die Regularien nicht eingehalten wurden“, erklärt von Kornatzki.

Dazu sei die praktische Umsetzung nicht so leicht, wie die Reportage befürchten lässt. „Der Dieb muss dem Opfer, beziehungsweise seiner Karte schon sehr nahekommen. Etwa zwei bis fünf Zentimeter“, führt der IT-Spezialist aus. Darüber hinaus dürfen keine Störquellen zwischen Sender (Karte) und Empfänger (Terminal) sein. „Deswegen funktioniert auch meistens das Bezahlen durch Auflegen des Portemonnaies auf das Terminal nicht,“ erklärt von Kornatzki.

So schützen Sie sich

Eine Schutzmöglichkeit sind RFID-Schutzhüllen. Diese Hüllen schützen die Karten mit NFC-Funktion davor, ausgelesen zu werden. „Diese bekommen man kostenfrei bei der ausgebenden Bank“, erklärt der IT-Spezialist. Alternativ sind sie auch online für nur wenige Euro zu bekommen. Noch einfacher sei der Schutz, wenn Kunden Apple Pay oder Google Pay verwenden. „Konfiguriert man die App so, dass eine Zahlung nur bei geöffneter App möglich ist, dann hat der Dieb keine Chance“, erklärt von Kornatzki.

Und im Schadenfall?

Aber auch, wenn der Schaden bereits eingetreten ist, stehen die Chancen für die Diebstahl-Opfer gut. Zum einen sind die Schäden nicht hoch: zwischen 20 Euro (EC) und 200 Euro (Kreditkarte) sind ohne PIN oder Unterschrift möglich. Und auch diese Schäden muss der Verbraucher in der Regel nicht selbst tragen, weiß der Experte: „Die kartenausgebenden Banken ersetzen bei Missbrauch im Regelfall den entstandenen Schaden.“ Das hat auch etwas damit zu tun, dass die Banken die Umstellung auf NFC forcieren. „Deswegen“ ist sich von Kornatzki sicher, „werden sie die Kunden auch von Schäden freihalten.“ Deshalb kommt der Fachmann zu dem Schluss: „Das Thema wird medial deutlich zu stark aufgebauscht.“

Titelbild: ©ladysuzi/Adobe Stock

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