Kemnath. Für Menschen mit einem recht vollen “Lebenslauf”, was Krankheiten und körperliche Beschwerden angeht, ist es tendenziell schwieriger, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Manchmal kommt es jedoch vor, dass Kunden gesund sind, obwohl die Krankenakte das Gegenteil behauptet. Mit einem solchen Fall sah sich der Versicherungsmakler Philip Wenzel Ende 2017 konfrontiert.

Worum geht es?

Die betroffene Kundin wollte eigentlich nur eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Leider aber standen diverse Diagnosen in ihrem medizinischen Curriculum Vitae, die ihr das erschwerten. Zum Beispiel eine bestehende Keratitis oder eine Endometriose. Ersteres ist eine Augenkrankheit, die in schlimmeren Fällen zur Blindheit führen kann. Endometriose wiederum beschreibt eine eingeschränkte Fruchtbarkeit. Dies ist für sich genommen zwar nicht relevant für den Job (und damit auch für die Berufsunfähigkeitsversicherung), aber die damit möglicherweise einhergehenden psychischen Probleme schon. Sie wandte sich über das Internet an den Versicherungsmakler Philip Wenzel, in der Hoffnung, trotzdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.

Das Problem

Im Gespräch merkte Philip Wenzel, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung für die Kundin nahezu unerreichbar sein würde. Zwar hatte die über 40-jährige bereits Kinder, was ein Argument gegen die psychischen Probleme bei Kinderlosigkeit sprach, aber das größere Problem war eine erfolgte Kinderwunsch-Behandlung. Wie die Kundin Wenzel mitteilte, hatte die gesetzliche Krankenkasse diese bezahlt, was ungewöhnlich, wenn nicht unmöglich war. Wenzel vermutete Abrechnungsdiagnosen. Zur Erklärung: Dabei handelt es sich um falsche Diagnosen, die oftmals den Sinn haben, dem behandelnden Arzt mehr Geld in die Kasse zu spülen. Als Wenzel sich zusätzlich den Auszug der kassenärztlichen Vereinigung schicken ließ, stellte er fest, dass es bei den bereits genannten Krankheiten nicht blieb. Auf 101 Seiten waren eine Vielzahl verschiedener Beschwerden aufgelistet. Darunter Chromosomen-Anomalien, Schilddrüsen- und Blutgerinnungsprobleme, Schlafstörungen, Depressionen und weitere.

Die Lösung

Was konnte Wenzels Kundin also tun? Alle Ärzte anrufen und sie darum bitten, doch zuzugeben, ob es sich bei diversen Diagnosen nicht eher um Falschaussagen handelte? Oder sollte Wenzel einen Versicherer einschalten, damit er sämtliche Diagnosen analysierte und darauf basierend ein Urteil abgab? Philip Wenzel begann nach einer anderen Lösung zu suchen. Nach einer Rücksprache mit den Risikoprüfern verschiedener Versicherer und weiterer Recherche kam er zu dem Schluss, dass eine persönliche Stellungnahme der Kundin die einzige und beste Möglichkeit war. Wenn sie ihre vielen Diagnosen sinnvoll erklären und darlegen könne, warum sie für die Risikoprüfung nicht relevant seien, sollte es kein Problem sein, die Kundin zu versichern.

Ergebnis

Der Plan gelang. Aus den 101 Seiten voller Diagnosen wurde eine DIN A4-Seite, in der die Kundin nach Erklärungen suchte. Mehrere Diagnosen hingen zum Beispiel an einer von der Kundin erlittenen Fehlgeburt, darunter die Chromosomen-Anomalie (die tatsächlich beim Baby vorlag) oder die Schlafstörungen. Auch die Schilddrüsen- und Blutgerinnungsstörungen konnten erklärt werden. Denn der Verdacht auf solche reicht aus, damit die für eine Fruchtbarkeitsbehandlung notwendige Untersuchung der Schilddrüse und des Blutes von der Kasse bezahlt wird. Kein Problem für den behandelnden Arzt – diagnostizieren wir das einfach, die Kundin spart Geld und alle sind glücklich. Es war gut gemeint, doch offenbar hatte der Arzt nicht an die Berufsunfähigkeitsversicherung gedacht. Am Ende standen lediglich die Endometriose und die Keratitis als tatsächlich verbleibende Krankheiten auf dem Papier. Die Kundin konnte mit Ausschluss auf das linke Auge versichert werden.

Fazit

Philip Wenzel konnte hier einen aussichtslosen Fall ohne größeren Aufwand in eine erfolgreiche Versicherung umkehren. Es zeigt sich einmal mehr, dass das Know-How und die Erfahrungen eines spezialisierten Maklers jede Automatisierung übertrumpfen. Denn keine Maschine oder vorgedruckter Antrag hätten dasselbe Ergebnis gebracht.

Titelbild: © skeeze / pixabay.com

Philip Wenzel Administrator
Spezialist für Arbeitskraftabsicherung , BSC Neutrale Allfinanz-Vermittlungs-GmbH
1980 als Sohn eines Lehrers geboren, später selbst zum Lehrer geworden, dann der Wechsel zum Versicherungsmakler und Autor. Philip Wenzel vereint gewissenhafte Recherche mit dem Talent, komplexe Sachverhalte verständlich zu machen. Seit 2019 ist er als Spezialist für Arbeitskraftabsicherung für die BSC tätig.
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Philip Wenzel Administrator
Spezialist für Arbeitskraftabsicherung , BSC Neutrale Allfinanz-Vermittlungs-GmbH
1980 als Sohn eines Lehrers geboren, später selbst zum Lehrer geworden, dann der Wechsel zum Versicherungsmakler und Autor. Philip Wenzel vereint gewissenhafte Recherche mit dem Talent, komplexe Sachverhalte verständlich zu machen. Seit 2019 ist er als Spezialist für Arbeitskraftabsicherung für die BSC tätig.